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Ein muskuläres Gleichgewicht ist notwendig, damit die Muskeln ihre gewohnten Aufgaben erfüllen und sich normal bewegen können; eine muskuläre Dysbalance entsteht, wenn zwischen den entsprechenden Agonisten und Antagonisten ein Ungleichgewicht besteht. Sie kann auch entstehen, wenn ein Muskel außerhalb seiner normalen physiologischen Muskelfunktion arbeitet.

Muskeln gelten als ausgeglichen, wenn die Muskeln, die ein Gelenk umgeben, harmonisch, d. h. mit angemessener Gegenkraft, zusammenarbeiten, um die Knochen dort, wo sie sich am Gelenk treffen, in einer Linie zu halten. Dies ermöglicht eine normale menschliche Bewegung.

Muskeln können entweder als funktionell oder pathologisch eingestuft werden. Ein muskuläres Ungleichgewicht kann entweder durch die Anpassung eines funktionellen Muskels oder durch eine Funktionsstörung eines pathologischen Muskels verursacht werden.

"Die Erkenntnis, dass die Ruhespannung durch langfristiges Dehnungstraining nicht reduziert werden kann und bei einigen Untersuchungen sogar eine Zunahme beobachtet wurde, stellt die Bedeutung des Dehnens bei der Beseitigung muskulärer Dysbalancen in Frage (Wiemann et al., 1998). Während z.B. lange angenommen wurde, man könnte durch ein Dehnungstraining Hüftbeuger mit erhöhter Ruhespannung („Muskelverkürzungen“) verlängern und so ein vorgekipptes Becken und ein Hohlkreuz therapieren, muss nun die Bedeutung des Krafttrainings höher eingeschätzt werden. Da die Anzahl parallel geschalteter Titinfilamente an die Anzahl parallel geschalteter Myosinfilamente gekoppelt ist, nimmt mit der Zunahme paralleler Myosinfilamente auch die Anzahl der Titinfilamente zu. Da die Ruhespannung eines Muskels mit der Anzahl paralleler Titinfilamente steigt, wird bei einer Zunahme der Myosinfilamente (etwa durch Krafttraining, Hypertrophietraining) zwangsläufig die Ruhespannung steigen. Kommt es etwa zu einer Zunahme der Beckenneigung infolge der Zunahme der Ruhespannung der Hüftbeuger oder durch die Abnahme der Ruhespannung der Hüftstrecker (Hypotrophie), so ist Dehnungstraining der Hüftbeuger wenig erfolgversprechend, vielmehr sollte ein Krafttraining für die Hüftstrecker durchgeführt werden.
Wie gezeigt werden konnte, kann die Beckenneigung durch ein zehnwöchiges Training um 2° aufgerichtet werden (Klee, 1995)." [Quelle: A. Klee, K. Wiemann: "Zur Problematik des Dehnens in der Gymnastik – theoretische und experimentelle Überlegungen"]

Literatur