3. Sportmotorik

Inhalte:
3.1   Bewegungswahrnehmung und Bewegungsvorstellung im Sport
3.2.  Rhythmus wahrnehmen – realisieren – lehren

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Abb.: Diskrepanz zwischen tatsächlich realisierter (grün) und wahrgenommener (rot) räumlich-zeitlicher Struktur

Im Laufe sportmotorischer Techniken ist es dem Sportler häufig nicht möglich, in der Wahrnehmung eine exakte Zuordnung verschiedener motorischer Aktionen nach Raum und Zeit zu vollziehen. Beauftragt man z.B. einen Turner nach einem Absprung vom Reutherbrett, die Arme in diejenige Position zu bringen, die dieser im Zeitpunkt des Aufsetzens der Füße auf die Absprungstelle zeigten, nimmt er sie in der Regel in eine Rückhalte  (s. Abb, links, rote Figur), obwohl in der Realität die Arme sich zu diesem Zeitpunkt schon dynamisch vor dem Körper nach vorn oben bewegten (s. Abb. links, grüne Figur). Der Grund für diese Fehleinschätzung liegt offensichtlich darin begründet, dass das Bewusstsein nicht in der Lage ist, in einer kurzen Zeitspanne von weniger als 200 ms sich auf zwei getrennt auftretende Phänomene zu fokussieren. Das bedeutet, dass sich das Bewusstsein des Sportlers im Augenblick des Fußaufsatzes und Abprellens ausschließlich auf diese Aktion richtet, von der Armbewegung aber nur diejenige Aktion repräsentieren kann, die sich 200 ms vor dem Touch-down ereignete.
Dieses Phänomen ist im Rahmen der Sportmethodik sowohl bei der Beurteilung von Wahrnehmungs- und Vorstellungsbildern, als auch bei der Aufgabenstellung zur Durchführung komplexer motorischer Aktionen zu berücksichtigen:

3.1  Bewegungswahrnehmung und Bewegungsvorstellung im Sport 

Kurzeinführung:
Die  Abhandlungen zur Bewegungswahrnehmung und Bewegungsvorstellung dienen dem Zweck, die bewussten Phänomene in der unmittelbaren Vorbereitung einer motorischen Aktion, während des Ablaufes der Aktion und unmittelbar nach Abklingen der Aktion aus psychobiologischer bzw. sensu- und sensomotorischer  Sicht deutlich zu machen. Letztendlich wird motorisches Lernen im Sport als eine Neukombination von Bewegungsvorstellungen erklärt. Damit stellt die Abhandlung eine theoretische Voraussetzung für planende Maßnahmen in der Methodik des Sports dar. Die Inhalte beziehen sich aus diesem Grunde vorwiegend auf das Bedingungsfeld der körperlichen Bewegung, speziell des Sports und richten sich somit an Sportlehrer, Trainer und Studierende des Faches Sport. Für das erfolgreiche Bearbeiten sind Grundlagenkenntnisse zum Bau des ZNS und der sensorischen Systeme hilfreich, die anhand der Literatur (z.B.: SCHMIDT, R.F.: Medizinische Biologie des Menschen. München 1983, Kap. 9 – 14) erworben werden können.

Ausführliche Einführung: Forschungsprojekte-arbeiten/sportmotorik
und
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Siehe auch:  KLAUS WIEMANN: Zum Phänomen der Bewegungsvorstellung aus hirnbiologischer Sicht

 

3.2   Rhythmus wahrnehmen – realisieren – lehren

Einführung:
Unterrichtsmaßnahmen, die die Aufmerksamkeit der Schüler auf Bewegungsrhythmen lenken sollen, können primär zwei Ziele verfolgen. Einerseits soll durch die Bewusstmachung der ablaufspezifischen dynamischen Struktur die Qualität des Bewegungsablaufes verbessert und in Bewegungsverbindungen eine fließende Bewegungsweise garantiert werden, ohne dass die Einzelelemente ihre rhythmischen Qualität einbüßen. Andererseits kann durch zyklisch- rhythmisierte Bewegungswiederholung das Rhythmuserlebnis der Schüler intensiviert werden. Es wird deutlich gemacht,  dass sich beide Ziele sowohl aus biomechanischen als auch aus koordinativen Gründen nur schwer miteinander verbinden lassen und welche dieser Bedingungen zu berücksichtigen sind, um das Erreichen dieser Ziele nicht zu gefährden.
Unterrichtliche Maßnahmen, die zum Ziel haben, einem Beobachter von außen ein rhythmisches Erlebnis zu produzieren, sind kritisch zu betrachten, dies vor allem dann, wenn sich der Beurteiler nicht darüber im Klaren ist, dass das im Bewusstsein auftretende dynamisch-zeitliche Bild nicht identisch sein muss mit dem dynamisch-zeitlichen Erleben des beobachteten Bewegers. Dies trifft z.B. bei Gruppenvorführungen zu, bei denen das Gesamtbild aller Beweger im Überblick zwar im Zuschauer einen rhythmischen Eindruck vermittelt, im Erleben des einzelnen Individuum aber durchaus Störungen im Bewegungsfluss auftreten können, die vom Beurteiler aufgrund der aufzuzeigenden Grenzen in der visuellen Wahrnehmung häufig übersehen werden.

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