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Unter Bewegungswahrnehmung versteht man den Prozess, auf der Grundlage visueller, vestibulärer und propriozeptiver Impulsen auf die Geschwindigkeit und Richtung von Elementen in einer Szene zu schließen . Obwohl dieser Prozess den meisten Beobachtern einfach erscheint, hat er sich aus rechnerischer Sicht als anspruchsvoll und im Hinblick auf die neuronale Verarbeitung als schwierig zu erklären erwiesen.

Eigenbewegung

Eine der wichtigsten Funktionen des visuellen Systems ist es, uns effektiv durch die Umgebung zu führen. Das Bewegungsmuster, das wir sehen, ermöglicht es uns, unseren Kurs in einer Vielzahl von Umgebungen genau abzuschätzen, trotz der zusätzlichen Schwierigkeiten, die durch unsere eigenen Augen- und Kopfbewegungen entstehen. Zu den kortikalen Substraten für die Kurswahrnehmung gehören das mediale obere Temporalgebiet (MST) und das ventrale intraparietale Gebiet (VIP).

Die Wahrnehmung der Eigenbewegung ist entscheidend für das Verhalten bei vielen alltäglichen Aufgaben wie dem Halten des Gleichgewichts im Stehen, dem Gehen oder dem Autofahren. Sie gibt uns die Fähigkeit, die Veränderungen unserer Position dynamisch in Raum und Zeit zu verfolgen und unsere Bewegungen und unser Verhalten relativ zur Außenwelt zu steuern.
Sie beruht hauptsächlich auf der visuell-vestibulären Integration und kann durch die physikalischen Eigenschaften der Umgebung, mit der der Mensch interagiert, moduliert werden kann.

Jean Piaget postulierte, das in der sogenannten sensomotorischen Periode in den ersten beiden Lebensjahren eines Kindes, Erkenntnisse vor allem durch Wahrnehmen und Bewegen gewonnen. Für Jakob Johann von Uexküll ist die Wahrnehmung eines Organismus unter anderem von seiner Eigenbewegung abhängig, mit der er seinen „Wirkraum“ ausmisst.

Körperschema

Das Körperschema ist das interne Modell eines Organismus von seinem eigenen Körper, einschließlich der Position seiner Gliedmaßen. Es ist Voraussetzung für Bewegungswahrnehmung und Bewegungskoordination und umfasst Aspekte sowohl des zentralen (Gehirnprozesse) als auch des peripheren (sensorische, propriozeptive) Systems.

Das Schema wird während einer Körperbewegung aktualisiert. Dies ist in der Regel ein unbewusster Prozess, der in erster Linie der räumlichen Organisation von Handlungen dient. Es handelt sich also um eine pragmatische Repräsentation der räumlichen Eigenschaften des Körpers, die die Länge von Gliedmaßen und Gliedmaßenabschnitten, ihre Anordnung, die Konfiguration der Abschnitte im Raum usw. umfasst.
Es beinhaltet u.a. auch das Wissen über Bewegungsamplituden der Gelenke sowie über die Konsistenz der unterschiedlichen "Gewebe" verschiedener Körperabschnitte.

Beispiel: Ein Basketballspieler, der den Basketball um seinen Körper - hinter seinem Rücken von der einen Hand in die andere - kreisen läßt, muß die räumliche Ausdehnung seines Rückens kennen, damit der Ball ohne anzustoßen kreisen kann.

Richtungswahrnehmung

Die Richtung, in der wir ein Objekt sehen, wird durch die Position seines Bildes auf der Netzhaut und die Position unseres eigenen Körpers bestimmt. Die Asymmetrie des menschlichen Körpers ist für die sensorische Unterscheidung der Richtungen von oben nach unten, von hinten nach vorne und von links nach rechts notwendig. Eine Person zeichnet sich durch die vertikale Position des Körpers auf der horizontalen Erdoberfläche aus. Diese Position, die durch den sozial arbeitenden Charakter einer Person bestimmt wird, ist das Hauptmittel, mit dem eine Person die Richtung der umgebenden Objekte wahrnimmt.

Die vom Gleichgewichtsorgan ausgehende Empfindung gewährleistet die Richtungswahrnehmung von oben nach unten. Mit anderen Worten: An der Richtungswahrnehmung sind nicht nur die visuellen, sondern auch die motorischen und vestibulären Sinne beteiligt.

Dank des binokularen Sehens fällt das Bild des Objekts auf die entsprechenden Punkte der Netzhaut, sodass wir die Objekte in ihrer Richtung sehen. Darüber hinaus sind die Bilder von Objekten auf der Netzhaut invertiert und nur durch die Analyse der vom entsprechenden Gehirnzentrum empfangenen Informationen können wir die korrekte Richtung der Objekte erkennen.

Die Wahrnehmung der Richtung eines Objekts hängt mit der Wahrnehmung seiner Bewegung zusammen. Folgt das Auge einem sich bewegenden Objekt, so basiert die Richtungsbestimmung seiner Bewegung auf der Entspannung der Augenmuskulatur, und wenn die Person auch den Kopf bewegt, geht die Richtungsschätzung mit der Entspannung der Stützmuskulatur einher Kopfbewegungen.

Die Richtungswahrnehmung erfolgt nicht nur visuell, sondern auch durch auditive und olfaktorische Analysatoren. Für Tiere sind Geräusche und Gerüche oft die einzigen Signale, die vor der Gefahrenrichtung warnen.

Die Wahrnehmung der Schallrichtung erfolgt durch binaurales Hören. Geräusche können nicht nur horizontal, in der Rechts-Links-Richtung, sondern auch nach oben und unten gerichtet angeordnet werden. Untersuchungen haben gezeigt, dass für Letzteres Kopfbewegungen des Probanden notwendig sind.

Bewegungssehen

Das Bewegungssehen gehört zur visuellen Wahrnehmung und ist die Fähigkeit, Bewegung wahrzunehmen. Es begleitet uns im Alltag und ist wichtig, um sich in der Welt zurechtzufinden.

Häufig bewegt sich der Mensch selbst, nicht aber seine Umgebung – Bäume und Häuser zum Beispiel stehen still, wenn er an ihnen vorbeigeht oder -fährt. Auch in solchen Fällen werden Regionen der Netzhaut durch diese stationären Objekte gereizt. Dennoch erleben wir nicht diese Gegenstände als bewegt, sondern uns selbst. Die Umwelt wird als stabil wahrgenommen, weil alle anderen Körperempfindungen vom Gehirn mit den visuellen Wahrnehmungen "verrechnet" werden und so als Ergebnis der unbewussten Beurteilung unterschiedlicher Sinneseindrücke der Schluss gezogen werden kann, dass sich nicht die Häuser um uns bewegen, sondern wir selbst in Bewegung sind.